Daten aktualisiert.

Wieviel der neue Berliner Flughafen (BER) den Steuerzahler bis zur Eröffnung gekostet hat[1]

≈ Kosten pro Monat

≈ Kosten pro Tag

≈ Kosten seit Seitenaufruf

≈ umgerechnet…

Kita-Plätze[2]
Monatsgehälter des BER-Flughafenchefs[3]
Meter Autobahn A100 (Berlin)[4]
Tage seit ursprünglich geplanter Eröffnung[5]
Jahre Flugkosten der Bundestagsabgeordneten[6]
Jahre Weiterbetrieb des Flughafens Berlin-Tegel[7]
Hauptbahnhöfe Berlin[8]
Kosten des Berliner Flughafen (BER)
Info-Grafik: Visualisierung und Umrechnung der Kosten des Berliner Flughafen (BER) bis jetzt

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Der Berliner Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)

Sammelsurium an Zahlen[9]

Entwicklung der offiziell bestätigten Baukosten des Berliner Flughafens BER (Schätzung in Mrd. €)

Mrd. €
Entwicklung der Kosten des Berliner Flughafens
Info-Grafik: Entwicklung der offiziellen Baukosten des Berliner Flughafens BER (Schätzung in Mrd. €)

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 Entwicklung der Baukosten des Berliner Flughafens BER) Creative Commons LizenzvertragKosten-Entwicklung Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) von www.flughafen-berlin-kosten.de.
Datum Geplante Baukosten
(bis Eröffnung; ohne Finanzierungkosten)
Geplanter Eröffnungstermin
2006, September 2 Milliarden € 30. Oktober 2011
2007, Juli 2,2 Milliarden €
2009, Juli 2,48 Milliarden €
2010, Juli 3. Juni 2012
2012, April 3 Milliarden € 17. März 2013
2012, September 4,3 Milliarden € 27. Oktober 2013
2013, Januar 2014/ 2015
2014, Juni 5,34 Milliarden €
2016, März 1. Oktober 2017
2018, Februar 6,11 Milliarden € 31. Dezember 2021
2019, November 31. Oktober 2020
2020, Oktober 5,98 Milliarden €

Entwicklung der Kosten des Berliner Flughafens BER

Der „BBI kommt mit Riesenschritten voran“, verkündete Wolfgang Tiefensee, ehemaliger Bundesverkehrsminister, am 29. Juni 2009 und befand sich in Einklang mit Matthias Platzeck, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Brandenburgs, sowie Klaus Wowereit, dem einstigen Bürgermeister Berlins. Der von den genannten Herren damals geteilte Optimismus, resultierte aus der zuvor beschlossenen 2 Milliarden Euro[10] (während der Planfeststellung 2002 ursprünglich sogar 1,7 Milliarden Euro[11]) und dann auf 2,2 Milliarden Euro erweiterten[12] Finanzierung des geplanten Flughafens Berlin-Brandenburg, der am 30. Oktober 2011 seinen Betrieb aufnehmen sollte.[13]
Ein Konsortium aus acht Banken verpflichtete sich damals, die zu diesem Zeitpunkt mit 2,48 Milliarden Euro angesetzte Finanzierung und damit das größte Bauprojekt Europas zu stemmen.[14] Was sich wunderbar liest, kommt allerdings nicht ohne Haken aus: Bund und Länder (Berlin, Brandenburg) bürgen gemeinsam zu 100 Prozent für das Großprojekt Flughafen Berlin-Brandenburg:

Bürgschaftsteile am BER
Info-Grafik: BER-Bürgschaftsanteile von Bund, Brandenburg und Berlin

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Die seit September 2012 veranschlagten 4,3 Milliarden Euro[15] bis zur damals geplanten Eröffnung Oktober 2017[16] werden bis Ende 2014 reichen, sagte Hartmut Mehdorn, der von März 2013 bis März 2015 die Position des Vorsitzenden des BER (wie der Flughafen Berlin-Brandenburg inzwischen heißt) innehatte. Und weil die Fertigstellung insbesondere des Schallschutzes nicht abzusehen ist, hat er am 10. April 2014 vorsichtshalber weitere 1,1 Milliarden für das Großprojekt veranschlagt.[17] Die offiziellen Gesamtkosten (ohne Zinsen, Finanzierungsaufwand und Flughafenerweiterung)[18] dürften damit auf 5,34 Milliarden Euro steigen.[19]
Währenddessen plant die Flughafengesellschaft bereits Erweiterungsmaßnahmen ('Masterplan 2040') in Höhe von damals zusätzlichen 2,19 Milliarden Euro, um mittelfristig ausreichend Kapazitäten für das erwartete Verkehrsaufkommen zu schaffen.[20]

Ab März 2015 leitete Karsten Mühlenfeld die Großbaustelle BER. Die Liste der weiteren Mängel, Probleme und Lösungsansätze ist lang, wie der 1.300 Seiten umfassende Bericht des Untersuchungsausschusses zeigt.[21] Die eigentlich für März 2016 geplante bauliche Fertigstellung musste erneut verschoben werden.[22] Ein Prüfbericht der Objektüberwachung rechnete schon damals mit Bau-Fertigstellungstermin frühestens im April 2017 und tendierte eher zum zweiten oder dritten Quartal 2017.[23] Die angekündigte »vollständige Inbetriebnahme« zum Flugplanwechsel Ende Oktober, Anfang November 2017[24] war damit wieder hinfällig.

Seit 7. März 2017 führt nun Engelbert Lütke Daldrup das Projekt Eröffnung BER. Derweil zweifelt eine streng vertrauliche Analyse der Unternehmensberatung Roland Berger vom 3. März 2017 an einer Eröffnung des BER im Jahr 2018.[25] Seit 15. Dezember 2017 plante man mit dem mittlerweile sechsten Eröffnungstermin für »Oktober 2020«.[26] Die dadurch verursachten Mehrkosten für Fertigstellung, Zins und Tilgung bezifferten die Betreiber im Februar 2018 trotz Finanzierungsproblemen mangels ausreichendem Ratings[27] dann auf zusätzliche 0,77 Milliarden Euro.[28]

Im November 2019 gab man für die Inbetriebnahme des BER den 31. Oktober 2020 bekannt[29]. Nach Erteilung der letzten Prüfbescheinigungen durch den TÜV Rheinland sowie der Abnahme und Nutzungsfreigabe durch den zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald, konnte der BER dann während der Corona-Pandemiephase tatsächlich am 31.10.2020 formal in Betrieb gehen – genau 9 Jahre und einen Tag nach ursprünglich geplanter Eröffnung und 14 Jahre nach Baubeginn. Ausgerechnet die Absicht, die Kosten möglichst gering zu halten, war ursächlich für Bauverzögerung und Planungschaos.[30]

Die reinen Baukosten bis zur Eröffnung des BER liegen nach offiziellen Angaben bei 5,98 Milliarden Euro (»5.979,9 Millionen Euro«).[31] Dazu kommen jedoch noch die Kosten für Zinsen und Kredit-Tilgungen, die in den Geschäftsberichten mit etwa 1,1 Milliarden Euro ausgewiesen sind.[32] Die Gesamtkosten bis zur Eröffnung liegen demnach bei rund 7,08 Milliarden Euro!
Die im Rahmen des 'Finanzierungsplans 2021 bis 2024' ursprünglich eingeplanten »Nachlaufkosten« von weiteren 0,792 Milliarden Euro[33] werden laut Flughafengesellschaft FBB wegen der Corona-Krise »signifikant steigen«.[34] Dazu sind im Erweiterungsprogramm 'Masterplan 2040' weitere 2,36 Milliarden Euro geplant[35], um den zu kleinen BER an das prognostizierte Passagierwachstum anzugleichen.

Die Corona-Pandemie machte diese Erweiterung hinfällig. Hinfällig ist spätestens damit auch die Prognose, der BER würde sich ab 2024 selbst tragen. »Allein aus eigener Kraft ist weder in noch nach der Pandemie ein positives Betriebsergebnis zu erreichen«, sagte Lütke Daldrup im BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.[36] Die Betreibergesellschaft habe 4,5 Milliarden Euro Schulden, wobei 4 Milliarden Euro aus der Zeit vor Corona stammen.[37] Derzeit mache der Flughafen BER jeden Tag eine Million Euro Verlust.[38]
Der BER fordert daher Finanzhilfen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro sowie eine Finanzierungsgarantie durch den Staat.[39]
Seit Oktober 2021 führt nun Aletta von Massenbach die Geschäfte beim BER. Durch fehlende Erlöse und zugleich hoher Kreditbelastung spitzt sich die finanzielle Lage weiter zu: aktuell reiche das Geld nur, um den Betrieb bis Februar oder März 2022 aufrechtzuerhalten.[40]

Die Insolvenz in Folge der Corona-Pandemie konnte im Jahr 2021 knapp vermieden werden. Als Reaktion darauf entwickelte die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) vier Sanierungsmodelle, wobei die Insolvenz sowie die Teilprivatisierung durch die Gesellschafter ausgeschlossen wurde. Beim sogenannten "Status Quo Modell" mit "bedarfsgerechter Liquiditätszuführung bis zum Jahr 2031" wären die durch Corona gewährten Darlehen in Eigenkapital umgewandelt worden und die Gesellschafter hätten ihre Bürgschaften verlängern müssen. Die finanzielle Unabhängigkeit der FBB hätte sich somit von 2026 auf 2033 verschoben. Mit geschätzen Kosten von 1,093 Milliarden Euro für die Gesellschafter wäre das "Status Quo Modell" kostengünstiger gewesen. Stattdessen wurde jedoch das Teilentschuldungsmodell gewählt - das dem Steuerzahler rund 1,915 Milliarden Euro kosten dürfte. Eine angemessenw Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat die Berliner Senatsverwaltung trotz Haushaltsordnung laut Landesrechnungshof unterlassen.[41]

Der BER gilt daher als Synonym für Fehlplanung, Missmanagement und Aufsichtsversagen bei Großbauprojekten.[42] Mittlerweile gibt es sogar ein BER Pannen Spielkarten-Quartett.[43]

Fazit: die Kosten für den Steuerzahler steigen weiter.